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Am vergangenen Dienstag verlieh die Frankfurt School of Finance & Management der US-amerikanischen Finanzministerin Janet Yellen die Ehrendoktorwürde. In ihrer Keynote appellierte Janet Yellen daran, die transatlantische Allianz zu stärken.
Finanzministerin Yellen betonte die Bedeutung der transatlantischen Allianz. In einer fragilen Weltordnung müssten Europa und die USA, zwei Säulen der freien Welt, Kräfte bündeln, um Sicherheit, Frieden, Freiheit und Wohlstand der Menschen sicherzustellen. In der Vergangenheit habe man bereits in Zeiten des Wandels gemeinsam Führungsrollen übernommen und Veränderung ausgestaltet. Janet Yellen warb für mehr Zusammenarbeit in Fragen der Friedens- und Sicherheitspolitik, des nachhaltigen Wachstums, der sich verändernden globalen Wirtschaftslandschaft sowie des Klimawandels. Sie plädierte dafür, gerade in derzeit sehr unsicheren Zeiten den Schulterschluss zu suchen und für gemeinsame Werte einzustehen. Konkret führte sie aus, dass einzelne US-amerikanische Initiativen, wie der Inflation Reduction Act, selbstverständlich die einheimische Wirtschaft stärkten. Das strategische Ziel der Biden-Regierung sei es, nachhaltiges Wachstum zu fördern. Handelsdaten zeigten, dass deutschen und europäischen Unternehmen diese Politik ebenfalls zugutekäme, denn sie würden zum Beispiel ihre Klimatechnologielösungen erfolgreich in die USA exportieren und Wachstum verzeichnen. Präsident Biden und seine Regierung verfolgten keinen Protektionismus. Im Gegenteil: Die USA würden Chancen schaffen – und dies nicht nur im eigenen Land.
Auf der Website des US-amerikanischen Finanzministeriums steht die Rede von Ministerin Yellen zum Download bereit.
Über 400 Gäste nahmen am 21. Mai 2024 an der Akademischen zur Verleihung der Ehrendoktorwürde an Janet Yellen teil.
Professor Dr. Nils Stieglitz, Präsident der Frankfurt School, sprach in seiner Laudatio über die Wirkkraft, die Janet Yellen in der Wissenschaft und in öffentlichen Ämtern hatte und hat. Er hob ihr Engagement für die Entwicklung von Theorien zur Lösung praktischer Probleme hervor. Als Beispiel nannte er Yellens Forschungen zur Effizienzlohntheorie. Sie besagt, dass die Bezahlung von Arbeitnehmerinnen und -nehmern über dem Marktlohn die Produktivität erhöht, während Angestellte, die weniger als den von ihnen als gerecht empfundenen Lohn erhalten, absichtlich weniger arbeiten, was erhebliche Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft hat. Der eigene Anspruch der Frankfurt School, international führend in wissenschaftlicher Exzellenz für eine wirkungsvolle Finance- und Managementausbildung zu sein und – forschungsbasiert - relevante Beiträge zu drängenden Herausforderungen in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik zu leisten, entspräche dem von Janet Yellen, so Präsident Stieglitz. So freue er sich umso mehr, dass sie die Ehrendoktorwürde annehme.
Die vollständige Laudatio von Nils Stieglitz anlässlich der Verleihung der Ehrendoktorwürde an die US-Finanzministerin Dr. Janet Yellen finden Sie hier.
Professor Dr. Jens Weidmann, Professor of Practice in Central Banking an der Frankfurt School und Vorsitzender des Commerzbank-Aufsichtsrats, würdigte die nachhaltigen Leistungen von Ministerin Yellen in Wissenschaft, Aufsicht und Politik. Er zitierte seine Weggefährtin: Anderen aufmerksam zuzuhören und ihre Perspektiven zu verstehen, sei zentral, um zu lernen und sich inhaltlich-intellektuell zu entwickeln. Auch dies sei eine Haltung, die die Frankfurt School teile. Der ehemalige Präsident der Deutschen Bundesbank erinnerte daran, dass die Ökonomin Janet Yellen im Jahr 2008 als Präsidentin der Federal Reserve Bank of San Francisco („San Francisco Fed“) sehr früh vor einer Immobilienblase und einer möglichen Finanzkrise gewarnt hatte. Janet Yellen habe ein exzellentes ökonomisches Verständnis und sei eine ausgezeichnete Analytikerin, so Jens Weidmann. Dies erwies sich in der in diesem Ausmaß noch nie dagewesenen Krise als segensreich.
Die Ökonomin Janet Yellen war ihr gesamtes Leben eine Pionierin: zuerst in der Wissenschaft, dann im öffentlichen Dienst und schließlich in der Politik. Als einzige Frau in ihrer Doktoranden-Klasse in Yale (der Nobelpreisträger Joseph Stiglitz war ihr Doktorvater), als erste Frau an der Spitze der US-amerikanischen Notenbank und als erste Finanzministerin der Vereinigten Staaten von Amerika gelang es Janet Yellen stets sich in einem männerdominierten Umfeld zu behaupten. Über ihre Vorreiterrolle und die dafür benötigte Stärke sprach auch EZB-Präsidentin Christine Lagarde in ihrer Video-Botschaft an Janet Yellen.
Der deutsche Bundesfinanzminister Christian Lindner erinnerte daran, wie Janet Yellen nach dem deutschen Mauerfall 1990 gemeinsam mit ihrem Mann, dem Wirtschaftsnobelpreisträger George Akerlof, die Wettbewerbsfähigkeit der ostdeutschen Industrie vor Ort evaluierte. Auf Basis ihrer Erkenntnisse riet sie damals der Bundesregierung zu einem Infrastrukturprogramm für die Transformation. Sie prognostizierte, dass sich allein die Staatliche Porzellan-Manufaktur Meissen in der wettbewerbsintensiven Marktwirtschaft behaupten werden könne. Sie bereiste die ehemalige DDR, analysierte insbesondere die Gegebenheiten in Bitterfeld – was Minister Lindner dazu veranlasste, Janet Yellen dorthin einzuladen, um sich persönlich von den Erfolgen der Transformation zu überzeugen.
Die vollständige Laudatio von Christian Lindner anlässlich der Verleihung der Ehrendoktorwürde an die US-Finanzministerin Dr. Janet Yellen finden Sie hier.